Als ich 2010 damit begonnen habe Interviews mit Verlegerinnen und Verlegern und weiteren Teilnehmern am Buchmarkt zu führen, war es nicht nur die Faszination für den Drahtseilakt, den insbesondere kleine und unabhängige Verlage im Umfeld des Strukturwandels vollbringen. Sondern auch für das, was dabei entsteht: Bücher abseits von Mainstream-Stapelware und unlektoriertem Self-Publishing. Bücher, die den Zeitgeist, die Stimmen und die Themen der Gegenwart einfangen und oft aufwendig gestaltet sind.

Bücher, die man dennoch oft nicht wahrnimmt, weil sie aufgrund fehlender Marketing-Budgets nicht in Buchhandelsketten aufliegen. Oder die bei großen Händlern manchmal ausgelistet werden, wenn sie Rabattforderungen nicht erfüllen können. Die letztlich auch in kleinen unabhängigen Buchhandlungen immer weniger angeboten werden, weil viele von ihnen im Konkurrenzkampf mit großen Online-Händlern bereits verschwunden sind. Bücher, die nicht selbstverständlich da sind. Sondern, weil sich jemand dieser Sache verschrieben hat. 

Bücher und Verlage, die genau deshalb wichtig sind. Denn sie stehen für ein geistiges Klima, das unseren Lebensraum maßgeblich mit Vielfalt und Qualität bereichert. Ein Klima, das auch vor dem Hintergrund des Strukturwandels insofern von Relevanz ist, als darin Wege beschrieben sind, die in der Neugestaltung von Abläufen und Prozessen vielfach in die Zukunft weisen.